Zum ältesten Teil der Burg Haselstein vorgedrungen

Burg Haselstein im16. Jh. (Rekonstruktion W. Scharf/ A. Zeune)

Kernburg vom Jahr 1100 entdeckt – Bewährte Zusammenarbeit von Geschichtsverein und ‚Burgenseminar‘

„Im fünften Jahr der Sanierung sind wir endlich zum ältesten Teil der Burg Haselstein vorgedrungen“, freuen sich Berthold Vogt und Andreas Knüttel vom Heimat- und Geschichtsverein Haselstein (HKGV): „Zusammen mit unseren Freunden vom ‚Burgenseminar‘ konnten wir die Überreste des südlichen Gebäudes der Kernburg, direkt unter dem Gipfelfelsen gelegen, freilegen und sichern.“ Der Bau hat die Abmessungen von etwa 6 auf 8 Meter und stammt, so das Ergebnis der bauhistorischen Untersuchung, aus der Zeit um 1100.

Fernblick auf die Baustelle

Es handelt sich damit um ein Bauteil aus der frühesten Zeit der Burg Haselstein. Diese war der Überlieferung nach im späten 11. Jh. von der Reichsabtei Fulda zur Beherrschung des umliegenden Klosterbesitzes und zur Sicherung des Handelswegs von Frankfurt nach Mitteldeutschland (Antsanvia) errichtet worden, erläutert 2. Vorsitzender Andreas Knüttel die Hintergründe der Baugeschichte. In den Chroniken erstmals erwähnt wird die Burg im Jahr 1113. Damals war der Fuldaer Abt Wolfhelm (1109-14) mit dem Versuch gescheitert, eine abtrünnige Burgmannschaft zu vertreiben. Erst dessen Nachfolger Erlolf von Bergholz (1114-22) gelang es 1119, die Burg in den Besitz des Klosters zurückzubringen. „Das jetzt freigelegte Gebäude hat zur Zeit dieser turbulenten Ereignisse aus der Frühzeit der Burg Haselstein bereits bestanden“, macht Knüttel deutlich.

Arbeiten an der Südwand mit “integriertem” anstehenden Felsen

Bemerkenswert ist bei dem jetzt freigelegten Bauteil zweierlei: Es war mit einem Gewölbe überbaut. Entsprechende Ansätze sind auf den bis 2 ½ m hoch aufragenden Seitenwänden noch vorhanden. Weiterhin war der anstehende natürliche Felsen von den Bauleuten geglättet und in die Südwand einbezogen worden. „Angesichts der Mühen, mit der vor 900 Jahren alles Baumaterial, Wasser und Gerätschaften auf den Berg geschafft werden musste, war man um jeden Kubikmeter Mauerwerk froh, der sich so einsparen ließ“, schildert Vorsitzender Berthold Vogt.

Frühere Befunde hatten gezeigt, dass sich die Burganlage von Anfang an über das gesamte Gipfelplateau des Haselsteiner Schlossberges erstreckt hatte. Neben dem aktuell freigelegten Bau auf der Südostseite sind schon 2020 an der äußerst westlichen Ecke ebenfalls Mauerreste aus dieser ältesten Bauphase um 1100 identifiziert und gesichert worden.

Die Baustelle über den Dächern von Haselstein

Die Sanierung der zuvor vom Bautrupp des HKGV Haselstein freigelegten 900-jährigen Mauerzüge haben an einem „langen Bauwochenende“ 25 Freiwillige – jeweils zur Hälfte aus Haselstein und Mitglieder des ‚Burgenseminars‘ in dreitägiger Arbeit besorgt. Beim ‚Burgenseminar‘ handelt es sich um einen privaten Zusammenschluss von Fachleuten aus der Denkmalpflege sowie burgenkundlich interessierter Laien aus ganz Deutschland. Die fachliche Betreuung und Aufsicht oblag wiederum dem Burgenforscher und Mittelalterarchäologen Dr. Joachim Zeune. Die Unterstützerinnen und Unterstützer des Burgenseminars waren bereits im vergangenen Herbst für eine ganze Woche in Haselstein zu Gast. Damals war ein 20 m langes Bauteil, ebenfalls auf der Südostseite der Burg, saniert worden. Dieses ist jedoch deutlich jünger und stammt, mit Ausnahme einiger Einsprengsel aus dem 12 Jh., aus der Zeit nach 1500.

Burg Haselstein 16. Jh. – Skizze v. Wolfgang Scharf nach Angaben v. Achim Zeune

Auch beim Bau-Wochenende haben der Kreis Fulda sowie die Gemeinde Nüsttal den Hauptteil der Finanzierung getragen. Bürgermeisterin Marion Frohnapfel sowie MdL Thomas Hering, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag, haben sich vom Fortgang der Arbeiten auf der – der Aussicht wegen – „schönsten Baustelle der Gemeinde“ persönlich überzeugt. Weitere finanzielle Unterstützung haben RhönEnergie, die Sparkasse Fulda und die VR-Bank sowie Privatleute geleistet.

Nach getaner Arbeit …

“Burgenbauer” aus ganz Deutschland in Haselstein

Ostflügel der Burg dauerhaft gesichert – beispielhafter ehrenamtlicher Einsatz

Die in den letzten beiden Jahren freigelegten Mauerzüge des Ostflügels der ehemaligen Ritterburg auf dem Haselstein sind restauriert und dauerhaft gesichert. Als Burgenbauer tätig waren, unterstützt von Angehörigen des Haselsteiner Geschichtsvereins, 23  Freiwillige des ‚Seminars für Burgenforschung‘ des Europäischen Burgeninstituts (EBI). „So viele Leute gleichzeitig haben seit dem Mittelalter nicht mehr auf der Burg Haselstein gewerkt“, freuen sich Vorsitzender Berthold Vogt und sein Stellvertreter Andreas Knüttel über die große Unterstützung.

Drohnenaufnahme: Alexander Tilmann

Das ‚Burgenseminar‘ vereinigt auf ehrenamtlicher Basis Fachleute aus der Denkmalpflege sowie burgenkundlich interessierte Laien. Jedes Jahr im September steht ein einwöchiger Arbeitseinsatz an einer sanierungsbedürftigen Burgruine oder Wehranlage auf dem Programm. Das diesjährige Engagement in Haselstein hat der Leiter des Seminars und zugleich Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung, Dr. Joachim Zeune, vermittelt. „Ausgerechnet, um in Haselstein zu arbeiten, haben die Seminarteilnehmer eine Woche ihrer Zeit geopfert und zumeist mehrere hundert Kilometer Anfahrt auf sich genommen“, würdigen Berthold Vogt und Andreas Knüttel das beispielhafte Engagement der Helferinnen und Helfer. Das gemeinsame Schaffen zur Erhaltung der historischen Bausubstanz habe allen so viel Freude bereitet, dass ein Folgetreffen bereits für nächstes Jahr verabredet ist.

Besuch des Landrats. V.l.n.r.: Andreas Knüttel, Dr. Joachim Zeune, Landrat Bernd Woide, Berthold Vogt
(Foto: Sebastian Mannert, Kreisverwaltung)

Wie vorgesehen, konnten während der Bauwoche die freigelegten Mauern des 2020/21 freigelegten Ostflügels vollständig in Ordnung gebracht werden: Die verwitterten und ausgewaschenen Fugen wurden, wie im Mittelalter, mit Kalkmörtel neu hergestellt; die Mauerkronen stabilisiert und teilweise ergänzt. Besonderes Augenmerk lag auf dem korrekten Wiedereinpassen der behauenen Sandsteine von Fenster- und Türgewänden. In dem knapp 20 Meter langen Mauerzug ist die gesamte 500-jährige Baugeschichte der Burg vertreten. Erstmals erwähnt wurde die Burg Haselstein im Jahr 1113. Aus dieser Zeit stammen die Steinlagen an der südöstlichen Kante des Gipfelplateaus. Das jüngste Bauelement, ein aus bereits ramponierten Gewändesteinen höchst provisorisch eingebauter Durchlass, dürfte aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen. Damals wurde die bereits verlassene Burg nochmals befestigt und als Zuflucht für die Haselsteiner Bevölkerung hergerichtet.

Arbeiten am ältesten Mauerstück um 1100
(Foto: Sebastian Mannert, Kreisverwaltung)

Die Durchführung der Bauwoche haben der Kreis Fulda sowie die Gemeinde mit Zuschüssen maßgeblich unterstützt. Landrat Bernd Woide sowie Nüsttals Bürgermeisterin Marion Frohnapfel, die den aus ganz Deutschland stammenden Freiwilligen auf der Baustelle ihre Aufwartung machten, zeigten sich vom Fortgang der Burgsanierung sichtlich beeindruckt. Weitere finanzielle Unterstützung haben RhönEnergie, die Sparkasse Fulda und die VR-Bank sowie Privatleute geleistet.

Bürgermeisterin Marion Frohnapfel begrüßt die Freiwilligen des Burgenseminars (Foto: Andreas Knüttel)

Tag des offenen Denkmals – Heimatverein Haselstein feiert 10-Jähriges

Am Sonntag, 11. September, lädt der Heimat-, Kultur- und Geschichtsverein Haselstein ein zum Besuch der Burgruine Haselstein. Zusammen mit dem Tag des „Tag des offenen Denkmals®“ erinnert der Verein an sein 10-jähriges Bestehen. „Noch im September stehen den umfangreiche Sanierungsarbeiten an den auf der Ostseite der Burgruine freigelegten Mauerzügen an. Die notwendigen Vorbereitungen für diese ‚Bauwoche‘ zwingen uns dazu, das Jubiläum nach dem Motto „Klein, aber fein“ zu begehen“, erläutern die beiden Vorsitzenden Berthold Vogt und Andreas Knüttel.

Freilegungen auf der Ostseite der Burgruine – Bautrupp im August 2021

Alle Freundinnen und Freunde der Burg Haselstein sind ab 13:30 Uhr zum geselligen Miteinander an den historischen Eselskellern auf halber Bergeshöhe eingeladen. Angeboten werden Erfrischungen aller Art: ausreichend zu Trinken, Kaffee und Kuchen sowie Schmackhaftes vom Grill. Unter dem Titel „Bauzeit 500 Jahre – Die Geschichte von Burg Haselstein“ werden um 14:00 und 16:00 Uhr zwei Führungen (Start an den Eselskellern) angeboten. Der Weg zu den Eselskellern ist ab dem Schlosshof (Schlossbergstr. 4) sowie dem Wanderparkplatz am Ende der Schlossbergstraße (Parkmöglichkeit für Kfz) ausgeschildert. Festes Schuhwerk für den Aufstieg auf den Schlossberg wird dringend empfohlen.

Eine der Höhepunkte im Vereinsleben: 900-jähriges Burgjubiläum (Juni 2013)

Die Erhaltung der Burgruine sowie der auf halber Bergeshöhe gelegenen Eselskeller bildet den Schwerpunkt der Tätigkeit des Haselsteiner Heimat-, Kultur- u. Geschichtsvereins. Der zunehmend marode Zustand der teils in öffentlichem, teils in privatem Eigentum stehenden Gesamtanlage war vor zehn Jahren, 2012, Auslöser für dessen Gründung. Der Verein versteht sich als Initiator und Motor für die notwendigen Erhaltungsarbeiten. Besonders bringen die Mitglieder sich, soweit möglich, mit Freiwilligenarbeit ein. 2014/16 erfolgte die Freilegung und Sanierung der Eselskeller in Eigenarbeit, die professionelle Sanierung der aufstehenden Mauerreste, finanziert vom Eigentümer HessenForst, wurde 2020 abgeschlossen.

Sanierte Mauerzüge am Nordabhang des Schlossbergs

Haselstein: 18 Meter Burg freigelegt

Der Haselsteiner Schlossberg ist um eine Attraktion reicher. Der ‚Bautrupp‘ des Heimat- und Geschichtsvereins hat auf der Ostseite des Burgareals die Überreste eines 18 Meter langen Gebäudeteils freigelegt. Entdeckt worden sind die lediglich von einer geringen Erdüberdeckung verborgenen Mauerzüge zur allgemeinen Überraschung bereits im vergangenen Herbst. Den aktuellen Arbeiten vorangegangen war eine Begehung durch die zuständigen Fachbehörden und die Genehmigung der Grabungen durch die Landesarchäologie. Sie wurden fachlich begleitet von Burgenforscher Dr. Joachim Zeune, der bereits den Baubestand der Ruine Haselstein erhoben hatte, sowie Kreisarchäologin Milena Wingenfeld.

Grabungsteam (v.l.n.r.:): Anton Vogt, Berthold Vogt, Andreas Knüttel, Dr. Joachim Zeune, Milena Wingenfeld, Peter Höfer, Alexander Köhler. Nicht auf dem Bild: Jürgen Herbert, Matthias Brehler

Bei dem freigelegten, mindestens zweistöckigen Gebäudeteil handelt es sich, wie die beiden Vorsitzenden Berthold Vogt und Andreas Knüttel berichten, nach bisheriger Einschätzung um eine spätere Zutat zur ursprünglichen Burg aus dem frühen 12. Jahrhundert. In den steilen Abhang wurde vor die Ringmauer ein langgestrecktes Gewölbe eingebaut. Dieser Keller war von dem tiefer gelegenen Burgtor aus zugänglich. Das Portal war bereits bei den letztjährigen Probegrabungen entdeckt worden. Das obere Stockwerk befand sich auf Höhe des Burghofs. Die ursprüngliche Ringmauer bildete hier die bergseitige Wand des Anbaus und wurde an verschiedenen Stellen verändert. Im Verlauf des gesamten 18 Meter langen Mauerzuges wurden zwei Portale, ein Fenster, zwei Abortschächte sowie eine Öffnung mit vorgelagerten Stufen entdeckt, deren Zweckbestimmung noch enträtselt werden muss.

Freigelegter Mauerzug (Teilansicht)

Auch die Datierung bereitet noch gewisse Schwierigkeiten. So deutet der kunstvoll gearbeitete Fenstersims, der beiderseits von steinernen Sitzbänken eingerahmt ist, auf das späte 16. Jahrhundert. Genau in diese Zeit fällt aber auch der Bau des Amtshauses am Fuß des Schlossbergs, der heutigen Caritas-Werkstatt. „Der Grundstein gibt 1546 als Baubeginn an. Aus den Rechnungen des Amtes wissen wir ziemlich genau, dass der Endausbau um 1600 erfolgte und die Amtsverwaltung um 1605 von der Burg hinunter ins Amtshaus umgezogen ist“, weiß Andreas Knüttel: „Wenn kurz vorher an der Burg noch nennenswert um- bzw. angebaut worden wäre, verwundert dies schon sehr.“

Fenstersims mit erhaltener steinerner Sitzbank

Der dauerhafte Erhalt der freigelegten Mauerreste erfordert umfangreiche Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten. Vorsitzender Berthold Vogt weist auf das Anliegen des Vereins hin, auch diesen Bereich für Besucher und Wanderer frei zugänglich zu machen: „Aber schon heute lohnen die neuen Ausblicke auf das östliche Kegelspiel, die wegen des dichten Bewuchses bisher nicht möglich waren.“

Neue Funde auf Burg Haselstein

Weihnachtsgrüße vom Vorstand 

 

Den Weihnachtsbrief des Vorstands mit Informationen zu den im Herbst entdeckten Gebäudeteilen der Haselsteiner Burg können Sie hier herunterladen: 

Allen gesegnete Weihnachten, einen guten Beschluss und alles Gute für 2021!

Entdeckt im Oktober 2019: Gebäudereste auf der Ostseite des Bergplateaus
Vorratskeller oder Burgkapelle? Freigelegtes Portal
Ansicht vom Burgweg aus – im Hintergrund der Gipfelfelsen

Kaminpfosten von Burg Haselstein aufgetaucht

Burgsanierung: Bereits über 100.000 € von HessenForst für den Erhalt der historischen Gemäuer

Einen echten Sensationsfund hat bei der Sanierung der alten Burgmauern der Haselsteiner Schlossberg freigegeben. Wie Vorsitzender Berthold Vogt berichtet, ist der Bautrupp des Heimat-, Kultur- und Geschichtsvereins bei den Vorbereitungen für den Gerüstbau auf einen 1,10 m hohen und 20-27 cm breiten Sandsteinquader gestoßen. Eine der Schmalseiten birgt eine kunstvoll herausgehauene Säule. Der Steinquader hat mit dieser Schauseite nach unten im Erdreich gelegen. Mörtelspuren legen zudem die Vermutung nahe, dass der Stein in späteren Zeiten, in eine Treppe verbaut, wohl neue Verwendung gefunden hat.

Aus der Zeit um 1500: Kaminpfosten von Burg Haselstein

Bei dem Fundstück handelt es sich um einen „schön dekorierten“ Kaminpfosten aus dem 15./16. Jahrhundert, ergänzt 2. Vorsitzender Andreas Knüttel. Dies habe die Ferndiagnose von Burgenforscher Dr. Joachim Zeune anhand von Fotos ergeben. Zeune hatte im vorigen Jahr den Baubestand dokumentiert und das Alter der einzelnen Burgteile bestimmt. Dabei war herausgekommen, dass die jetzt sanierten Mauerstücke am Nordabhang – einst zum Torturm und einem angrenzenden Wohnbau (Kemenate) gehörend – noch relativ jung und erst um 1500 entstanden sind. Zu dieser Zeit hatten die Ritter von Haselstein ihre Burg längst verlassen.

Die späte Burgerweiterung fällt vielmehr in die Zeit nach der Heimholung von Burg und Amt Haselstein in die Fürstabtei Fulda, gibt Andreas Knüttel eine historische Einordnung. Nach jahrzehntelanger Verpfändung an die Familie von Buchenau konnte die Fürstabtei im Jahr 1464 Haselstein wieder zurückkaufen. Die hessischen Landgrafen strebten schon im 15. Jahrhundert danach, sich den Nordteil des Fuldaer Stiftslandes einzuverleiben und hatten sich zuvor zeitweise schon auf dem Haselstein festgesetzt. Hier galt es, weiterhin auf der Hut sein. Die zunehmende Verbreitung von Feuerwaffen und Kanonen machte eine „Nachrüstung“ nötig, um die Burg wehrhaft zu halten.

Der Vorstand des HKG auf der Baustelle (v.l.nr.). Oben: Jürgen Herbert, Matthias Brehler. Mitte: Michael Käsmann, Berthold Vogt. Unten:  Andreas Knüttel mit Matthias, Peter Höfer. Es fehlt: Lothar Klewitz.

Die Sanierung der schadhaften Burgmauern hat sich auf zwei Bauabschnitte im Spätsommer 2019 und aktuell seit Ende April erstreckt. Der Eigentümer HessenForst hat bereits über 100.000 € zur Erhaltung der Verkehrssicherheit bereitgestellt. Der Kreis hat mit einem Zuschuss von 5.000 € unvorhergesehene Zusatzarbeiten ermöglicht. In über 500 Arbeitsstunden haben die Helfer des Geschichtsvereins Baumaterial und –gerät auf den Berg geschafft, die zu bearbeitenden Mauerstücke von Bewuchs befreit und Erdablagerungen entfernt. Planung und Baubetreuung liegen beim Büro für historische Baukonstruktion, Uli Thümmler, die Bauausführung bei der Firma Fesch aus Waldkappel. Bei einer Begehung haben sich der Projektverantwortliche Jürgen Dickert vom Forstamt Burghaun und Vertreter/-innen aller beteiligten Stellen davon überzeugt, dass die Ruine nach Abschluss der Arbeiten wieder gefahrlos begangen werden kann.

Unterstützung und Begleitung der Burgsanierung (v.l.n.r.). Obere Reihe: Eva Kohlmann (Untere Denkmalbehörde FD), Berthold Vogt (Vorsitzender HKG), Herr Hübenthal (Fa. Fesch). Untere Reihe: Jürgen Dickert (Forstamt Burghaun), Uli Thümmler (Büro f. historische Baukonstruktionen, Mackenzell), Dr. Frank Verse (Leitung Vonderau-Museum), Milena Wingenfeld (Kreisarchäologin). Vorn: Bürgermeisterin Marion Frohnapfel (Nüsttal)

Ebenfalls der Sicherheit für Besucherinnen und Besucher geschuldet waren die Baumfällungen im Bereich des auf den Gipfel führenden Fußpfades. Diese sind unabhängig von den laufenden Bauarbeiten notwendig geworden. Wegen der trockenen Sommer der letzten Jahre in Verbindung mit dem felsigen Untergrund sind viele Bäume abgestorben und haben dadurch ein massives Verkehrssicherheitsrisiko dargestellt.

Jahreshauptversammlung 2020

Vorstand im Amt bestätigt – Fortschritte bei der Burgsanierung

Im Mittelpunkt der diesjährigen Jahreshauptversammlung am 7. März stand die turnusgemäße Neuwahl des Vorstands. In ihren Funktionen für vier weitere Jahre bestätigt wurden Vorsitzender Berthold Vogt, Andreas Knüttel als Stellvertreter, Kassenwart Michael Käsmann sowie Jürgen Herbert als Beisitzer. Neu als Schriftführer fungiert Peter Höfer. Die beiden neugewählten Beisitzer Matthias Brehler und Lothar Klewitz komplettieren das Vorstandsteam.

Hintere Reihe (v.l.n.r.): Michael Käsmann, Peter Höfer, Matthias Brehler und Lothar Klewitz.
Vorn: Andreas Knüttel, Berthold Vogt, Jürgen Herbert.

Zur Burgsanierung berichtete Vorsitzender Berthold Vogt über den 1. Sanierungsabschnitt vom August/ September 2019. Gearbeitet wurde an den Überresten der östlichen Vorburg sowie des viereckigen Torturms. Der im Frühjahr anstehende 2. Bauabschnitt wird das gegenüberliegende ‚nördliche Wohngebäude‘ zum Gegenstand. Auftraggeber der auf über 100.000 € veranschlagten Maßnahme ist HessenForst als Eigentümer des Schlossbergs.

Andreas Knüttel stellte die zentralen Erkenntnisse zur Baugeschichte der Burg anhand der vom Büro für Burgenforschung Dr. Zeune 2019 vorgenommenen Bestandsdokumentation vor:

  • Ältestes Bauteil ist der Teil der Schildmauer „unten rechts“ von Anfang des 12. Jh.
  • Die übrigen Bauteile sind nach 1282 entstanden.
  • Die Bauteile, von denen noch am meisten erhalten ist (Torturm, angrenzendes ‚nördliches‘ Wohngebäude), stammen aus der Zeit nach 1465.
  • Die äußeren Zwinger (östliche u. westliche Vorburg) sind ggf. noch jünger.
  • An der Schildmauer – außen – nachgewiesene Aborterker lassen darauf schließen, dass das historische Bodenniveau auf der der Innenseite deutlich tiefer gelegen hat als das heutige Erdniveau.
  • Diverse weitere Bereiche scheinen lohnend für weitere, auch archäologische Forschungen, z.B. Kemenate oder Bergfried.
Außenwand des Torbaus (Ostseite) nach erfolgter Sanierung im August/ Sept. 2019.

Im geselligen Jahresprogramm ist wieder ein Tagesausflug zu einem Weihnachtsmarkt an einem Advents-Samstag, z.B. Erfurt, geplant; weiterhin eine Neuauflage des Dorfquizabends und – für den Winter – von „Skat&Strick“ Der Verein hat zur Zeit 89 Mitglieder und gilt weiterhin als gemeinnützig. Das Finanzamt hat nach der Steuerprüfung für 2015-18 den steuerlichen Feststellungsbescheid wieder erteilt.

Burgsanierung kommt gut voran

Freilegungen bestätigen alte Forschungen zum Grundriss ‘auf den Meter genau’

Von guten Fortschritten bei der Sanierung der Burgruine auf dem Haselsteiner Schlossberg berichten Berthold Vogt und Andreas Knüttel vom Heimat- und Geschichtsverein. Die Mitarbeiter der Firma Fesch (Waldkappel) sind jetzt in der fünften Woche auf der Baustelle. Der erste Sanierungsabschnitt umfasst die am stärksten geschädigten Bereiche: das heute noch mehrere Meter aufragende Burgtor sowie die Mauerreste der östlichen Vorburg (Zwinger) oberhalb von Kirche und Schloss. Letztere standen infolge des instabilen Untergrunds kurz vor dem Absturz. Lange Zeit stand nicht fest, ob die äußere Begrenzung der Burganlage überhaupt erhalten werden kann. Mittlerweile ist die Sicherung abgeschlossen, und die Arbeiten konzentrieren sich auf die auch als Ruine immer noch imposante Toranlage von 9 x 11 Metern im Geviert.

Außenwand des Torbaus (Ostseite) nach erfolgter Sanierung

In die von Wind und Wetter ausgewaschenen Fugen wird neuer Mörtel maschinell eingeblasen. Durch die Stabilisierung des Mauerwerks im sog. Trockenspritzverfahren kann der größte Teil der Steinlagen im Original erhalten bleiben und muss nicht abgebaut und neu zusammengesetzt werden. Um den Neuaufbau nicht herum kommen die Bauleute bei den oberen Steinlagen auf den Mauerkronen und bei abgebrochenen bzw. teilweise eingestürzte Mauerteilen.

Doppelwandige Mauer, über 1m stark, im Torbau

Das hierfür benötigte Baumaterial auf den Berg zu schaffen, hat der Bautrupp des Heimat- und Geschichtsvereins übernommen. Mühsam war vor allem das Aufsammeln der Bruchsteine aus Phonolith, dem hauptsächlichen Baumaterial der mittelalterlichen Burg, von den Abhängen des Schlossberges. „Durchgezählt haben wir nicht. Eine ordentliche vierstellige Anzahl ist aber zusammengekommen“, betonen Berthold Vogt und Andreas Knüttel angesichts der Mauerstärken zwischen einem und ein Meter sechzig. Die von den Vereinsmitgliedern erbrachte logistische Unterstützung erspart einige tausend Euro an Kosten. „Dieses Geld steht zusätzlich für die eigentliche Sanierung zur Verfügung“, macht Vorsitzender Berthold Vogt deutlich. Finanziert werden die Arbeiten von HessenForst als Eigentümer des Schlossberges. Ein zweiter Sanierungsabschnitt ist für nächstes Jahr vorgesehen.

“Viel Steine gab’s …”: Baustelle im Bereich des Torbaus

Von interessanten Funden, die bei den nötigen Erdbewegungen und der Freilegung von Mauerstücken gemacht wurden, weiß der 2. Vorsitzende Andreas Knüttel zu berichten: „Anhand von zu Tage geförderten Steinschwellen und Profilsteinen kennen wir jetzt die genaue Lage des äußeren Burgtors.“ Es befindet sich zudem „auf den Meter genau“ da, wo der Historiker und langjährige Leiter des Fuldaer Kulturamts, Dr. Heinrich Hahn (1911-1988) es schon vor Jahrzehnten vermutet hat. Dr. Hahn musste bei seinen Forschungen[1] ohne Ausgrabungen auskommen. Wie er trotzdem bisher immer richtig gelegen hat, zeigt sich z.B. auch an einem in der Erde verborgenen, vom Torbau ausgehenden Mauerzug, der bei der Sanierung jetzt entdeckt wurde.

[1]  Veröffentlicht in den Fuldaer Geschichtsblättern 1983 (59. Jahrgang), S. 28–40.

Freigelegt: Schwelle vom äußeren Burgtor

Bis zum Abschluss der Arbeiten bleibt der Schlossberg für die Öffentlichkeit weiterhin gesperrt. Daher muss die für So., 22.09., geplante Führung zu Eselskellern und Burgruine  leider entfallen.

Noch rechtzeitig vor dem Absturz bewahrt: Östliche Vorburg (Zwinger)

Vorbildliche Burgsanierung

Haselsteiner informieren sich auf der Osterburg in der bayerischen Rhön

Angesichts der anstehenden Restaurierungsarbeiten an der eigenen Burgruine hat der Haselsteiner Heimat- und Geschichtsverein einen verspäteten Maiausflug unternommen, um eine bereits vorbildlich sanierte Ruine in Augenschein zu nehmen. Ziel war die unterhalb des Kreuzbergs auf 714 Metern gelegene Osterburg bei Bischofsheim. Vor dem Jahr 1200 als Grenzbefestigung errichtet, hatte sie die Aufgabe, das Fürstbistum Würzburg gegen die „räuberischen Fuldaer Fürstäbte“ abzusichern. So steht es jedenfalls in der Wikipedia. Besonders das nahegelegene Dammersfeld war im 13. Jh. zwischen Würzburg und Fulda wiederholt umkämpft. Um 1270 sollen die Fuldaer unter Abt Bertho II. von Leibolz die Osterburg zerstört haben. Der Legende nach haben die Steine der Burg beim Bau des Klosters Kreuzberg Verwendung gefunden.

Teilweise rekonstruierter Bergfried

Heute ist die Osterburg Beispiel für die gelungene Freilegung, Sanierung und öffentliche Präsentation einer mittelalterlichen Ruine. Wie in Haselstein ist die Initiative von engagierten Bürgern ausgegangen, zusammengeschlossen im Verein der „Freunde der Osterburg“. Deren 2. Vorsitzender Wolfgang Schön erläuterte die einzelnen Abschnitte der Erhaltungsarbeiten, mit denen 2005 begonnen wurde und die größtenteils abgeschlossen sind. Die Haselsteiner Delegation, angeführt vom Vorsitzenden Berthold Vogt und begleitet von Nüsttals Bürgermeisterin Marion Frohnapfel und Pfarrer Josef Schlitt, zeigte sich beeindruckt vom dem auf dem 4.400 m² umfassenden Burgareal Geleisteten. Verglichen mit der Osterburg war die Haselsteiner Burganlage eher bescheiden. Dem steilen Gelände des Haselsteiner Schlossbergs geschuldet, umfasste diese nur etwas über 2.000 m².

Burgbesichtigung vor prachtvollem Rhönpanorama – im Hintergrund der Kreuzberg.

Dass es an der fuldisch-würzburger Grenze in der nachmittelalterlichen Zeit wieder friedlicher zuging, wusste Haselsteins Dorfhistoriker Andreas Knüttel noch zu ergänzen.  Mitte des 16. Jahrhunderts sind Kühe und Rindvieh aus der zur Burg Haselstein gehörigen Landwirtschaft gut 40 km weit auf das Dammersfeld zur Sommerweide getrieben worden. Die Belege für diese frühen Wirtschaftsbeziehungen zur Nachbarschaft der Osterburg finden sich in den ältesten Haselsteiner Amtsrechnungen.

Erstes Haselsteiner Dorf-Quiz

Heimatkunde mit Spaßfaktor von Burg bis Bundespräsident

„Seit wann haben die Haselsteiner fließendes Wasser im Haus?“, „Wann wurde das Dorf ans Stromnetz angeschlossen?“ So lauteten zwei der insgesamt 44 Fragen des ersten ‚Hollsteiner Dorfquiz-Abends‘, zu dem der Heimat-, Kultur- und Geschichtsverein ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatte. Dass die Dorfschule, die zuvor hier untergebracht war, im Sommer 1974 ihre Pforten schließen musste, wurde ebenso abgefragt wie der Name des aktuellen Leiters der Grundschule Nüsttal.

Moderiert wurde der Wissenswettbewerb von den beiden Vorsitzenden Berthold Vogt und Andreas Knüttel. Dabei standen geselliges Miteinander, nicht knallharter Wettbewerb, im Mittelpunkt. Gespielt wurde in Rate-Teams, wobei die Familien-Teams aufgrund der Altersmischung eindeutig im Vorteil waren. Die Auswertung der Fragebögen bescheinigte den Haselsteinern, über ihren Ort gut Bescheid zu wissen. Alle acht Rateteams erreichten über 50 % der maximalen Punktzahl. Bei einer Schulprüfung wäre niemand durchgefallen. Ausgelobt waren ein Kasten Bier, 2 Kilo Gehacktes, 1 Laib Brot und Zwiebeln. Von den Gewinnern gestiftet, wurden die Preise gleich im Anschluss gemeinsam verzehrt.

Anno 2019 Schauplatz des ersten “Hollsteiner Dorf-Quiz” …

So manche Überraschung brachte die Auflösung der Fragen mit sich. Dass das fließende Wasser und die Elektrizität erst 1902 bzw. 1927 den Weg nach Haselstein gefunden hatten, rief einiges Erstaunen hervor. Ein Leben ohne diese zivilisatorischen „basics“ ist für uns Zeitgenossen von 2019 kaum vorstellbar. Von allen richtig beantwortet wurde die Frage nach dem Staatsoberhaupt, das schon offiziell in Haselstein gewesen war: Karl Carstens am 27. Dezember 1980 auf seiner Deutschland-Wanderung von der Ostsee zu den Alpen.

Nicht ganz so sattelfest zeigten sich die Teilnehmer bei der Haselsteiner Geographie: Höhe des Schlossbergs (483 m), Anzahl der Berge in der Gemarkung (14) und der größten Erhebung (Breiter Berg (580m), zugleich höchster Punkt der Gemeinde Nüsttal).

An gleicher Stelle wurde bis 1974 ‘Schule gehalten’ (Unterrichtsszene kurz nach Eröffnung der Schule 1953)

Selbst bei der mit Abstand kniffligsten Frage, wann die erste internationale Hochzeit mit einem nichtdeutschen Ehepartner stattgefunden hat, konnten Punkte vergeben werden: Therese Landvogt, eine Tochter des letzten Haselsteiner Amtmanns auf dem Schloss, hat am 28. Mai 1811, also mitten in der Napoleonischen Zeit, den französischen Besatzungsoffizier Mannes Henry geheiratet. Der Bräutigam stammte aus dem Städtchen  Montigny-le-roi im nördlichen Burgund unweit der Quelle der Maas. Für die Antwort war eine Toleranz von plus/minus 20 Jahren einkalkuliert. So lag mit der Angabe „1830“ ein  Team noch richtig. Zwar keinen Punkt, aber einen kräftigen Anerkennungsapplaus gab es für die originellste Aufzählung der Eisheiligen: „Kalte Sophie und Geschwister“.

Alle Fragen und Antworten nochmals nachzulesen gibt es  hier:

0126_Dorfquiz – Fragen Antworten 1-44