Wasserburg trifft Höhenburg

“Gipfeltreffen” der Burgvereine Steinau und Haselstein

Zum Erfahrungsaustausch über die von ihnen betreuten mittelalterlichen Baudenkmale sind der Förderverein ‚Burgreste Steinau‘ und der Haselsteiner Heimat- und Geschichtsverein auf dem Haselsteiner Schlossberg zusammen gekommen. Die Aktiven in Steinau um den Vorsitzenden Stephan Möller haben 2003 begonnen, die mitten im Dorf gelegenen Überreste der 1287 teilweise geschliffenen und zuletzt bei einem Brand 1842 schwer in Mitleidenschaft gezogenen ‚Castrum Steinauwe‘ zu sichern und öffentlich zugänglich zu machen.

‘Gipfeltreffen’ der Burgvereine am 10.09.2017

Schwerpunkt der denkmalpflegerischen Aktivitäten der Haselsteiner war bisher die in Eigenarbeit geleistete Freilegung und bauliche Sicherung der auf halber Bergeshöhe gelegenen ‚Eselskeller‘. Diese rühren von einem spätmittelalterlichen Wirtschaftsgebäude des 13./14. Jh. her. Seit Sommer 2015 sind die beiden Steingewölbe wieder frei zugänglich, konnte der Haselsteiner Vorsitzende Berthold Vogt bei der Führung berichten. Die Legende von den Eseln, die in den Gewölben gehalten wurden, stellte Heimatkundler Andreas Knüttel richtig. Zwar wurden auch auf der Burg Haselstein Esel gehalten und als vierbeiniges Transportmittel eingesetzt. Untergebracht waren die Tiere ausweislich der ältesten Rechnungen des Amts Haselstein jedoch in hölzernen ‚Eselsladen‘. Nach der Eselskeller-Sanierung ist die anstehende Sanierung der Mauerreste der eigentlichen Burg auf dem Bergplateau für den Haselsteiner Geschichtsverein der nächste Schritt auf dem Weg, die steinernen Zeugen auf auf dem Haselsteiner Hausberg für künftige Generationen zu bewahren.

Erfahrungsaustausch

Bei den Fachsimpeleien der Burg-Bewahrer wurden die ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen in beiden Dörfern deutlich. Anders als bei der im Talgrund gelegenen Steinauer Wasserburg setze das steile Gelände am Haselsteiner Schlossberg dem ehrenamtlichen Einsatz Vereins technische und der Unfallverhütung geschuldete Grenzen. Wo aber nicht auf Profi-Handwerker zurückgegriffen werden müsse, packe der Verein jedoch auch hier nach Kräften an. So hätten die Aktiven die Schutznetze montiert, die vor Beginn der eigentlich Sanierung gegen herabfallende Steine über einige Mauerabschnitte zu spannen waren. Ansonsten hätte die Ruine für die Öffentlichkeit gesperrt werden müssen, so das Ergebnis der fachlichen Bestandsaufnahme. Ohnehin sorge der Heimat- und Geschichtsverein regelmäßig für die Pflege der Ruine und habe erst jüngst den Zugang zum Gipfel verbessert.

Im Rahmen der Führung für die Steinauer Burgfreunde wurden auch Episoden aus der Geschichte der beiden Rittergeschlechter vorgestellt. Beide Familien gehörten zu den bedeutenden Repräsentanten des Fuldaer Stiftsadels. In der Wahl ihrer Strategien setzten sie jedoch unterschiedliche Akzente, wie Andreas Knüttel berichtete. War der Steinauer Ritter Giso einer der Mitverschworenen beim Fuldaer Abtsmord von 1271, waren die Haselsteiner Brüder Rabenold und Herting elf Jahre später mit von der Partie, als die Stiftsadeligen erneut mit dem regierenden Fürstabt über Kreuz lagen. Wurde Bertho II. von Leibolz 1271 noch brutal gemeuchelt, vollzog sich die Entmachtung Berthos IV. von Bimbach 1282 gewaltlos. Ohne sich die Hände schmutzig zu machen, erreichten die Verschwörer ihr Ziel auf diplomatischem Weg: durch Denunziation beim König. Fulda war schließlich Reichskloster. Für den Stiftsadel bezeugten die beiden Haselsteiner Ritter die zugehörige Urkunde König Rudolfs von Habsburg.

Fernblick übers Kegelspiel – Belohnung für die ‘Gipfelstürmer’ aus Steinau