Haselstein: Mehr als nur Raubritter

Heimat-, Kultur- und Geschichtsverein gegründet

Haselsteins historische Gaststätte ‚Goldener Stern‘ – 1733 durch den damaligen Amtsvogt Mägerlein erbaut und zu Zeiten der Fürstabtei Fulda als Wohnung des Fürstlichen Jägers genutzt – hat am vergangenen Sonntag den passenden Rahmen zur Gründung des Heimat-, Kultur- und Geschichtsvereins Haselstein abgegeben. Zweck des jüngsten Zuwachses in Haselsteins vielfältigem Vereinsleben ist laut Satzung die Förderung der regionalen Kultur sowie die Heimatkunde.

Angesichts zweier bevorstehender Ortsjubiläen – 2013 jährt sich die Ersterwähnung der Burg Haselstein zum 900. Mal, zwei Jahre später kann das 850-jährige Jubiläum der Gründung des Dorfes begangen werden – hat sich der Verein gleich zu Beginn große Herausforderungen gestellt. Dass sie gemeistert werden, dafür spricht die große Resonanz, die die Gründung im Ort gefunden hat. Bei gerade einmal 400 Ortseinwohnern verzeichnet die Mitgliederliste am Gründungstag bereits 61 Namen. Besonderes Augenmerk soll zudem die Einbindung der Jugend in die Vereinsaktivitäten finden. Daher steht auch die Verbesserung des Jugendraums im Bürgerhaus weit oben auf der Agenda.

Über den großen Zuspruch freute sich auch Nüsttals Bürgermeister Hermann Trabert und lobte das ‚große Potential‘ in Haselstein. Nach Abwicklung der Gründungsformalitäten wurde Ortsvorsteher Berthold Vogt einstimmig zum Vorsitzenden bestimmt. Ihm steht Andreas Knüttel (Wiesbaden) als Stellvertreter zur Seite. Um die Finanzen kümmert sich Thomas Jost; zur Schriftführerin wurde Johanna Knüttel gewählt. Den Gründungsvorstand komplettieren die Beisitzer Jürgen Herbert, Christian Knüttel und Jürgen Pfeffermann.

Haselstein, neben der barocken Pfarrkirche vor allem bekannt für die Burgruine auf dem Schlossberg, wird in nah und fern gern in einem Atemzug mit „den Raubrittern“ genannt. Dieser unzutreffenden Verkürzung entgegen zu wirken, ist ein zentrales Anliegen des Heimat-, Kultur und Geschichtsvereins. Den ‚bösen Ritter Gerlach‘, den Fürstabt Marquard 1156 von der Burg vertreiben ließ, hat es gegeben. Aber eine Generation später auch den Ritter Ludger von Haselstein, dessen Tätigkeit als Gesandter von Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) überliefert ist. Zu den Paradoxien in der Geschichte gehört, dass der im ‚katholischen‘ Haselstein geborene Eberhard von der Tann (1495-1574), sein Vater war Amtmann auf der Burg, als späterer Rat und Gesandter des Kurfürsten von Sachsen maßgeblich zur Durchsetzung der Reformation in Deutschland beigetragen hat. Und schließlich, um ein letztes Beispiel zu nennen, wird mit Anton Thomas (1778-1837) die Reihe der Fuldaer (Ober-)Bürgermeister von einem Haselsteiner angeführt.

Auf die gelungene Vereinsgründung haben die Versammelten stilvoll mit echt Haselsteiner Wein angestoßen – nicht in der kalten Rhön, sondern in Württemberg auf der Weinbergslage ‚Winnender Haselstein‘ gewachsen. Mag das Dorf Haselstein auch einmalig sein, der Name „Haselstein“ ist es nicht.

(akh – 5. März 2012)